Brotschelm und Bauernschreck
Eisenbahnbau und Industrialisierung schufen neue Arbeitsgelegenheiten, wurden aber etwa im Landwirtschaftssektor auch als störend empfunden. Die neuen Bahnlinien zerschnitten Landwirtschaftsflächen, allein bei der Strecke Zürich–Baden wurden über 1000 Landenteignungen vollzogen. Die lauten, dampfenden Züge, die bei ihrer Durchfahrt das Vieh aufschreckten, wurden auch als Bauernschreck betitelt. Ein anderer Schmähbegriff war «Brotschelm», da die Bahn gewisse Berufszweige in den Ruin trieb. So fielen althergebrachte Erwerbszweige wie die Fuhrhalterei der Entwicklung zum Opfer.
Vielerorts gelangten diese Berufe aber in eine neue Rolle, etwa als Zubringerdienst von und zu den neuen Bahnhöfen. Diese avancierten nämlich oft zu neuen sozialen und wirtschaftlichen Zentren. Der Aufstieg der Bahn führte auch zur Etablierung zahlreicher neuer Berufe wie Heizer, Maschinenmeister oder Streckenwärter. Neu ist hier wortwörtlich zu verstehen: Ausbildungsmöglichkeiten fehlten in der Schweiz noch gänzlich und so mussten Lokomotivführer, Oberkondukteure und Wagenmeister der Schweizerischen Nordbahn bei der Grossherzoglich Badischen Staatseisenbahn ausgebildet werden.